Fantasie

Wir gratulieren von Herzen!

Anni Mathes setzt sich als förderndes Mitglied unserer Organisation schon sehr lange für die Kleinen ein! Spricht, schreibt, benennt dort, wo die Kleinen denken, träumen, sprechen, schreiben, SIND!

Annis Kurzgeschichte – eines einsamen, aber hoffnungsfrohen, kleinen Mädchens – wurde eben beim diesjährigen literarischen Wettbewerb für Kurzgeschichten in Mundart – Franz Stelzhamer-Preis 2022 – feierlich als Siegertext prämiert!

Die Menschen im Saal waren vom Text so ergriffen – man konnte eine Stecknadel fallen hören….

Wir laden Euch ein, Annis Homepage zu besuchen! www.stille-laute.at
Da erfährt Ihr etwas über Anni und natürlich auch über Ihre Ideen, Visionen, Träume und Projekte, wie z.B. den literarischen Wanderweg <Stille Laute>, der nächstes Frühjahr als Teil des Jakobsweges in Bludesch feierlich eröffnet wird!

Und nun für Euch der prämierte Siegertext für Kurzgeschichten in Mundart von Anni Mathes
FANTASIE
:

Si trommt sich as Ufer, doch an sichra Hafa ischt ära no lang net sichr, dära Klina i iram viil z´grooßa, blüamlata Pyjama. Si sei nooch as Wassr baut. Sägan si, dia, wo alls bessr wissan. Gfanga i ma Schtrudl, wo si im Dunkla all widr ahi-züücht, vrschwindan Kindrtääg i da Wälla. Hilfe. Kääne uf Wääg, egal, wo si ummi-luagat und ani-loosat. Alls ummasus. Übrall blinde Ooga, taube Oora. Si züücht sich zruck. Jeda Taag a bitzle mee. D Schprooch scho wit awäck.

D Nacht ischt am dunklschta, bevor´s taagat. Doch uf Dauer kaa sälbscht des Päch vo raaba-schwarza Nächt net übrläba. S Morgaroot loot sich net ussi-schiaba. Es kunnt so sichr wia s Amen i dr Kircha.

Trotz regt sich. A Saama-Körnle vo uufgwüalta Gedanka wachst inra Schala. Gschwind züücht si no ämool d Decke übra Kopf. Zuadecka sei normal. Sägan si, dia wo alls bessr wissan. Was ischt normal? Normal sei die Masse, sägan si.

Es ischt net s Allää-Sii, wo ära zum Schaffa macht. Es ischt a Gfüül, dass si trotz viila Lüt drumm ummi muus-allää doo schtoot.

Doch si bruucht net jömmra, kaa doch all widr Oogablick volla Frööd erläba. Si mag da Wääg vo dr Sunna dura Taag, moolat Wolkabildr, Schmettrling und Laufkäfr, sogäär i d Luft. Sammlat lääre Schnägga-Hüüsle und wett fürchtig gärn ihischlüüfa. All Joor im Mai bringt si kilowiis Maikäfer uf d Gmäänd. S eerscht Taschagält.

Kaa sich am Nomittag i da Voglschtimma ganz vrlüüra und i bsundrigs hälla Tääg nooch am Räga mit grüana Gummischtifile i d Wassrlacha jucka und gigra, wenn si an andrs Kind aaschprütza kaa.

Eppanamool schpringt si drübr und schtellt sich vor, dass si schtärba möößt, wenn si´s net schafft. Fürchtat wädr Tod no Tüüfl, solang ´s häll ischt.

Uuhäämlig ischt abr des kretzig Rüafa vo da Graureier, wenn si d Nächt zmool schpaaltan.

Net zum Beschriiba ischt des Dunkl, wenn si äfach widr Päch hot. Uusglifrat sii hintrloot Schpuura. Nacht für Nacht prallan Fläscha ufanand. Fläscha, wo kä änzige ummanand ischt uf am Nachtkäschtle us Kriasi-Holz. Wenn Glas schpringt, tschäpparats fürchtig. Fingerle mit aaknabbrata Nägl boran sich i d Oora. A varruckte Kline. Si hot blooß widr trommt. Hot äfach zviil Fantasie. Sägan si. So gärn ischi i iare äägna Gschichta vrsunka, i dia Taag-Trömm, höfile untrschtützt vo dr Mama. A vrhärmte Frau, wo trotz am Hungrtuach all widr a Buach us am Ärml zaubrat. Si schpüürt, was dr Klina wool tuat.

Und übrall redan d Wänd: „Vrzell üüs blooß kä Märchen.“ Nu d Obr-Diile kennt kä Flüschtra. Hintr anra Brättr-Biig, i dr Nööche vo ma winziga Feeschtrle, erfindat si s Läba äfach neu.

Si mag s Raschla vo da Blättr, wenn widr a Sita di andr abwächslat. Si ischt mitta dinn inra Gschicht und säll an Tääl davo. Trommt vo ma Prinz, hot blooß ä Bitt: Schööne Händ muaß r hoo. Viilicht oo no a kliis Schlössle. D Fantasii lupft si uuf und treet si übra Dachboda himmlwärts. Da Schtärna ganz noo und d Näbl wit untr sich.

Tüüf i dena Trömm guat uufghoba, dr Morgaschtärn.

S Mittagässa schtooßt ära suur uuf. Guata Riibl, i Buttschmalz knuschprig grööschtat. Är macht Kline grooß und Schwache schtark. Sägan si. Schtarke Arma würt si hoo und a mächtige Schtimm. Rebelliara würt si gega des häämlig Uuhämmlig. Gegat Wörtr, wo ma nia is Muul nee därf. Mit da Schatta kunnt o scho widr uubändige Wuat krocha. Uf Zeha-schpitz. Zorn kiimat oft im Dunkla. A Nachtschatta-Gwächs.

Hohe Wälla schlacht dr See. Trüabs Wassr hüt. A ghöörigs Wättr im Anzug. Längscht läär, zrschällatt a dunkle Flascha a ma Felsa. Null Überlebenschance für s Aktions-Pickarle. Egal. Hauptsach billig. Uf am Schilf bliibt a Flaschaposcht henka. A dünne Papierrolla, wia dr Gääscht us dr Fläscha davoo koo. A Zeichnig mit abbrochnam Bleischtift, kritzlat vo Googa-Händ. An a Truurwiida läänat d Muattr, vrtäälat Blättr as Kind, wo vrschemmt nooch da Schtärna griift. Hintram Schtamm schpiilt Än vrschtecka. Is Bild traut sich nu sine knöchrige Hand, wo gääle Fingr mit schplittriga Kräbl sich in Schtamm ihi boran. Im Hintrgrund an klina See mit dunklam Wassr. Doch ganz häll a Seerosa-Knoschpa und uf ma Blatt an Frosch.

Di Klii trommt sich as Ufr. D Näblschwada löösan sich uuf. Doo a Liacht und dött a Liacht. S Zwitschra vo da Vögl durch des halb-offa Feeschtr mischt sich mit am frischa Morgalüftle. Awäck gschpüalat vo da Wälla s Rüafa vo da Graureier. Nu ab und zua a kurzas Krächza.

Si schpüürt widr Boda unter da Füaß. „Was gibt es Neues in unserem singenden, klingenden Österreich?“ Us am Radio Heinz Conrads Schtimm. Jeda Sunntig. Dazua o no Kirchaglogga. Di Heilig Mäss rüaft.

© Anni Mathes/Bludesch – A